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Opernball futsch. Wer wird nun unsere Seele streicheln?

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Armes Nürnberg! Nur zu gerne hätten deine Menschen ein bisschen mehr Glamour. Wenigstens etwas Glanz, der über das Funkeln der Rauschgoldengel auf dem Christkindlesmarkt hinausgeht. Und nun dieses: Der Opernball, einst großer Stolz der Kommunalpolitik, des Bildungsbürgertums und des neureichen Mittelstands, steht vor dem Aus.

Das ist kein wirkliches Wunder, denn der Opernball war seinem Wesen nach immer sinnlos. Schon vom Publikum her gab es zumeist zu wenig große Oper. Selbst ein Günther Beckstein als bayerischer Ministerpräsident war bestenfalls Operette – wenn überhaupt. Aber Sinnlosigkeit allein ist kein Grund für Misserfolge. Den größten Teil der Fernseh-Unterhaltung braucht niemand – und trotzdem gefällt sie vielen Menschen. Kartoffel- oder Weißkohl-Könginnen müssten angesichts der weltpolitischen Lage nicht sein. Aber sie sind eben doch schön anzuschauen. Wir Nürnberger freuen uns sogar darüber, dass die deutschen Nationalelf in unserem Stadion gegen Gibraltar spielt. Als ob das spannender Sport wäre.

Aber nicht nur für Fußball-Länderspiele gilt: Überflüssiges wird wertvoll, wenn es etwas Seltenes bietet. Und das waren beim Opernball die auswärtigen Promis. Es streichelte die vom Minderwertigkeitskomplex geplagte Nürnberger Seele, wenn man wusste, dass sich eine durch eine verkorkste Ehe mit Dieter Bohlen und durch Spinatwerbung berühmt gewordene Schönheit hier bei uns aus einem Luxusauto schälen würde. Uns entzückte die Anwesenheit von Schauspielern, wenngleich wir kaum sagen konnten, für welche Streifen sie für den Bayerischen Filmpreis nominiert waren.

Verona Pooth und Co. waren da. Wir aber waren kollektiv geadelt, und nutzten unsere Flanierkarten noch eifriger als die Läufer beim Indoor-Marathon in der Landesgewerbeanstalt.

Doch seit Jahren bleiben die Promis weg. Nicht mal Roberto Blanco mochte mehr kommen. Und so ist der Opernball als „gesellschaftliches Ereignis“ kaum bedeutsamer als ein mit rotem Plüsch veredelter Ball der Bäcker-Innung.

Wir sagen also „Ganz schee wor’s, oba rumm is rumm“ und vergessen das Ganze leichten Herzens. Doch: Was kann unser Rettungsanker sein. In diesen Zeiten, wo sie unseren 1. FC Nürnberg sogar in einem Kaff wie Heidenheim verhöhnen? Na klar, es ist der Tatort. Er kann unsere Seele streicheln. Aber nur, wenn die Einschaltquoten höher sind als beim München-Krimi. Hoffen wir das Beste…


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